Super8site – Das Online Fanzine für Super 8 Fans Super8site – Das Online Fanzine für Super 8 Fans


  17.9.2001
9,5mm – das erste Amateur-Filmformat (Teil 3)

Britac, die erste Schmalfilmkamera

Schon wollten wir etwas voreilig Louis Lumière als ersten Filmamateur küren, weil er am 28. Dezember 1895 in Paris die erste Projektion seiner selbst aufgenommenen Filme durchgeführt hat. Aber da meldet sich Protest aus Deutschland, und zwar von Michael Kuball.

Von Ernst Wolfer

Max Skladanowsky hatte schon 1892, also drei Jahre vor Lumière, mit einem selbst gebauten Kurbelkasten seinen Bruder gefilmt. Das ist wohl die erste Filmaufnahme der Welt. Aber die undurchsichtigen Bilder konnten nicht projiziert werden. Er bastelte drei Jahre lang am Bau eines Projektors. Am 1. November 1895, zwei Monate vor Lumière, zeigte Max Skladanowsky seine Filme in Berlin. 1898 gründete Skladanowsky die Beliner Camera-Werke, wo er u.a. auch Geräte für Filmamateure herstellte. Aber der Mangel an Kapital und die überlegene Qualität der Apparate von Lumière und Messter zwangen ihn bald zur Einstellung der Produktion. Dennoch gebührt ihm die Auszichnung «Erster Filmamateur der Welt». - Doch schon wieder Protest, diesmal von Max Abegg: Dem Franco-Engländer Louis A. Le Prince wurde am 10. Januar 1888 ein Patent für die Projektion von «lebenden Bildern» erteilt. Doch dieser Erfinder fand ein geheimnisvolles Ende. In Paris demonstrierte er dem Sekretär der Oper seinen Projektor, dann stieg er am 16. Dezember 1890 in Dijon in den Zug und ist seither verschollen samt Gepäck und Patentunterlagen. Alle polizeilichen Nachforschungen führten zu nichts: Ende. Lumière hatte schon am 22. März 1895 an einer Sitzung der «Socièté d'Encouragement» einen Vortrag gehalten und seinen Film «Die Arbeiter verlassen die Fabrik» vorgeführt. – Wer war der Erste? Die Brüder Skladanowsky waren gezwungen, mit einem Doppelprojektor zu arbeiten, was man nicht als «Filmkamera» im heutigen Sinne bezeichnen kann. Lumière gelang es zu erstentmals in der Filmgeschichte, mit einem Filmprojektor Filme im Sinne heutiger Vorführtechnik zu projizieren. Der 28. Dezember 1895 gilt damit zu Recht als der Geburtstag der Kinematografie. Soweit Abegg.

Messter
Oskar Messter hatte von seinem Vater in Berlin eine feinmechanische Werkstätte übernommen, in der auch optische Geräte hergestellt wurden. Im Jahr 1897 liess er seinen ersten Katalog drucken, in dem auch ein Amateurgerät (35 mm, für Filmer) angeboten wurde: «Messters Amateur-Kinematograph für Aufnahme und Projektion lebender Photographien. Die Konstruktion entspricht den Ansprüchen der Herren Amateure vollkommen. Preis 200 Mark. Er hatte die Amateure zu Recht mit «Herren» angesprochen, denn der genannte Preis entsprach dem Monatseinkommen eines Arbeiters. – Messters Firma ging später in der UFA-Filmgesellschaft auf.

Der Schmalfilm kommt
Wenn auch gut betuchte Privatleute den Normalfilm (35 mm) mit einer unhandlichen Kamera einsetzten, so waren einer stärkeren Verbreitung auch von der finanziellen Seite her Grenzen gesetzt. Das Filmmaterial für eineinhalb Minuten kostete soviel wie ein Arbeiter monatlich für seine Drei-Zimmer-Wohnung zahlte.

Die Halbierung des Normalfilms zur Verbilligung war also ein nahe liegender Gedanke. Am 9. Juni 1898 meldete der Engländer Birth Acres ein Patent an für eine Filmkamera, die einen Streifen von 17,5 mm Breite mit Längsperforation am Rand. Damit hätten wir hier die erste Schmalfilmkamera, Birtac genannt. – Es folgten zahlreiche Erfindungen in verschiedenen Ländern. Für Deutschland muss Ernemann erwähnt werden, der Ende 1902 ebenfalls einen Apparat für 17,5 mm schuf. Die Perforation legte er jedoch in die Bandmitte zwischen die Bildchen. Da keine Perforation am Rand das Bild begrenzte, konnte das Filmband voll ausgenützt werden. Ernemann verwendete 1903 auch das Wort KINO erstmals.

Obwohl der halbierte Normalfilm, also 17,5 mm vorherrschte, wurden alle möglichen Breiten ausprobiert. Der Fantasie der Erfinder waren keine Grenzen gesetzt. Um 1920 zählte man neun (!) verschiedene Formate, von 11 mm bis 120 mm Breite. Welches wird sich als echtes Amateurformat durchsetzen? Fortsetzung folgt!


Kamera «Birtac», erste Kamera, die mit Schmalfilm (17,5 mm) arbeitet.




Dose für 9 m Negativfilm von Ernemann.


» Zur Übersicht