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  23.7.2002
9,5 mm – das erste Amateur-Filmformat (Teil 11)


Ein Börsensturz hat Folgen

Nach dem grossen Börsencrash von 1929 sitzt auch bei den Amateurfilmern das Geld nicht mehr so locker in der Tasche. Das bringt Kodak auf eine neue Idee. Sie halbiert den 16-mm-Film – der 8-mm-Film war geboren.

Von Ernst Wolfer
Oktober 1929 -– Schwarzer Freitag an der Wallstreet in New York. Die Börsenkurse stürzen in die Tiefe und danach die Spekulanten von den Hochhäusern. Eine auf Krediten aufgebaute Scheinwelt bricht zusammen. Amerika und später die ganze übrige Welt gerät in eine wirtschaftliche Depression, die ein Jahrzehnt andauern sollte. Die Arbeitslosenzahlen steigen.

Die Amateure haben kein Geld mehr für teure Filme. Kodak sinnt auf Abhilfe. Wie kann das Filmen verbilligt werden? Die Idee ist naheliegend: Das 16-mm-Band wird halbiert, das Filmbildchen wird viermal kleiner, der Film entsprechend billiger. Das Auflösungsvermögen der Filmemulsion war inzwischen so gesteigert worden, dass dieser Schritt zu verantworten war. 1932 war das neue 8-mm-Format geboren.

Krieg (1939 - 45) und Nachkriegszeit
In der Kriegszeit waren nicht nur die Lebensmittel rationiert. Auch die Filme erhielt man nur noch – wie Schokolade – von unter dem Ladentisch, wenn einem der Händler freundlich gesinnt war. Die 9,5-mm-Kassetten waren mit allem möglichen Filmmaterial geladen. Perutz, Ferrania, Pathe&Mac226; und Gevaert wirbelten durcheinander. Apparate waren, wenn überhaupt, nur noch aus Lagerbeständen lieferbar.

Auch die Jahre direkt nach dem Krieg sahen für den Amateur düster aus. Die in Europa beheimatete 9,5-mm-Industrie war vom Krieg schwer betroffen, bombardiert und ausgeplündert lagen die Fabriken da.

Gleichzeitig überschwemmte Amerika mit 8-mm-Geräten in rauhen Mengen den europäischen Schmalfilmmarkt. Die dortige Kriegsindustrie musste auf Friedenproduktion umstellen. Was lag für feinmechanische und optische Betriebe näher, als 8-mm- und 16-mm-Geräte zu fabrizieren. Für 9,5-mm sah die Situation bedenklich aus, denn 8-mm war nun klar billiger und wurde so (im Gegensatz zu 16-mm) zu einer ernsthaften Bedrohung.
In den USA kam 1936 eine 8-mm-Kamera auf den Markt für nur 9.95 US Dollar auf den Markt, 9 Meter Film kosteten 60 Cents und ein Projektor war für 12.50 US Dollar erhältlich.
Aber die Geschichte wartete mit einer Überraschung auf.

(Fortsetzung folgt)


Werbung eines amerikanischen 8-mm-Geräteherstellers.


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